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V-Dem bestätigt globale Rückschritte in Sachen Demokratie, aber das Niveau bleibt hoch

UNMIL Photo/Staton Winter, August 23rd, 2011, Monrovia, Liberia: A Liberian holds up his ink-stained finger, proof of his having voted in the national Referendum.

Der im Mai 2017 veröffentlichte Jahresbericht des Varieties of Democracy Projects (V-Dem) kommt zu dem Schluss, dass „das durchschnittliche Niveau der Demokratie in der Welt wieder auf den Stand von vor etwa 10 bis 15 Jahren zurückgesunken zu sein scheint“.

Die Forscher des Projekts argumentieren aber auch, dass „alarmierende Berichte über einen globalen Niedergang der Demokratie nicht gerechtfertigt“ seien, da „das durchschnittliche Niveau der Demokratie in der Welt immer noch nahe am höchsten jemals registrierten Niveau“ liege.

Der V-Dem-Jahresbericht 2017 präsentiert auf der Grundlage selbst erhobener Daten und Auswertungen Grafiken und Statistiken zu fünf Indizes demokratischer Performance in den Bereichen Wahlen, Liberalismus, Partizipation, Deliberation und Gleichstellung. Die Indizes beschreiben unter anderem die Wahlgerechtigkeit eines Landes, die Stärke seiner Kontrollmechanismen durch Gewaltenteilung, seine Politik im Bezug auf Versammlungs- und Redefreiheit sowie Gleichberechigung vor dem Gesetz. Jeder Abschnitt ergänzt den aktuellen Stand des betreffenden Index mit Informationen dazu, wie globale Trends je nach Region variieren, welche Länder positive oder negative Entwicklungen aufzeigen und welche Subindizes den größten Beitrag zu den besprochenen Veränderungen beitragen haben und setzt die Daten weiterhin in einen gesellschaftspolitischen Kontext.

Seit 2013 sind mehr Länder rückläufig als im Aufschwung

Basierend auf dem V-Dem Liberal Democracy Index (LDI), der das Niveau der liberalen Demokratie in der Welt abbildet, heißt es in dem Bericht, dass der Fortschritt der Demokratie seit 1978 kontinuierlich die Oberhand über Rückschläge beibehalten hätte. Nach Ansicht der V-Dem-Forscher hat sich dieser Trend im Jahr 2013 jedoch umgekehrt, als die Zahl der demokratisch rückschrittlichen Länder die Zahl der Länder mit signifikanten Fortschritten erstmals übertraf.

Die folgende Grafik zeigt die in Sachen Demokratie rückläufigen und fortschrittlichen Länder der Weltregionen auf Basis der globalen Durchschnittswerte von 2006 bis 2016. Die Länder oberhalb der schwarzen Linie haben sich bezüglich ihres Niveaus der Wahldemokratie verbessert und die darunter liegenden Länder haben sich verschlechtert (0 ist die niedrigste und 1 die höchste Bewertung des LDI):

Die Veränderungen der Länder im Bezug auf den Liberale Demokratie Index des V-Dem für den Zeitraum von 2006 (x-Achse) bis 2016 (y-Achse). Quelle: V-Dem.

Insgesamt sind viele der Länder, die die Demokratie in den letzten 10 Jahren vorangetrieben haben, in Afrika zu finden (blaue Punkte). Asien-Pazifik (violette Punkte) ist eine zweite Region, in der positive Entwicklungen die Rückschläge überwiegen. In einigen anderen Regionen der Welt sind die rückfälligen Staaten tendenziell zahlreicher als die vorrückenden Länder. Vor allem Osteuropa und Zentralasien (rote Punkte) sind hier von erheblicher Bedeutung. In Lateinamerika halten sich Fortschritt und Rückschritt mehr oder weniger die Waage. Im Mittleren Osten und in Nordafrika (orange Punkte) dauern die Fortschritte, die im Laufe des Arabischen Frühlings in Tunesien gemacht wurden, an, während die meisten anderen Länder und Gebiete wieder rückläufig sind und sich teilweise gar zum Schlechteren gewendet haben.  

Eklatante Beispiele für Rückschritte sind Thailand seit dem Staatsstreich 2014, Polen seit 2015, als die Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) eine absolute parlamentarische Mehrheit erreichte, und die Türkei, die sich im Zeitraum von 2006 bis 2016 von einer Demokratie zur Wahlautokratie entwickelt hat.

Die Qualität der liberalen Demokratie in Westeuropa und Nordamerika bleibt relativ stabil auf hohem Niveau (gelbe Punkte). Nur ein Land verzeichnet in dieser Region einen statistisch signifikanten Rückgang, auch wenn der Wert nach wie vor relativ gesehen auf hohem Niveau liegt: die Vereinigten Staaten.

Die umfassendste Datenbank zur Demokratie

V-Dem wurde im Jahr 2011 gestartet und hat seine Datenbank inzwischen auf über 17 Millionen Datenpunkte für 177 Ländern seit dem Jahr 1900 erweitert. Die Daten von V-Dem sind im Internet frei verfügbar und werden häufig von Forschern und Institutionen wie der Weltbank, der Europäischen Kommission und NGOs genutzt. Das Projekt stellt eine weltweite Zusammenarbeit von fast 3.000 Wissenschaftlern und Experten dar, die ihren Sitz an dem V-Dem Institut der Universität Göteborg hat.

Bild: Von dem Titelbild des V-Dem-Berichts 2017. UNMIL Photo/Staton Winter, 23. August 2011, Monrovia, Liberia: Ein Liberianer hält seinen farbigen Finger hoch, als Beweis dafür, dass er seine Stimme im nationalen Referendum abgegeben hat.

Andrew McAllister
Andrew studies in an economics and management dual masters program at Humboldt University of Berlin