Mit Blick auf die 30. UN-Klimakonferenz im November 2025 in Brasilien, auch als COP30 bezeichnet, wurden letzten Monat in New York umfassende Bemühungen angekündigt, um Bürgerinnen und Bürger weltweit zu beteiligen.
Auf einer Veranstaltung am 23. September, ausgerichtet von der Iswe Foundation, der Climate Emergency Collaboration Group und der New York Society for Ethical Culture, wurde das Projekt eines globalen Bürgerrates, eine sogenannte “Global Citizens’ Assembly for People and Planet”, sowie eine unterstützende Koalition von rund 40 Organisationen ins Leben gerufen. Laut einer Pressemitteilung der Iswe Foundation plant die brasilianische Regierung, den Rat “in den Mittelpunkt der COP30” zu stellen.
Der globale Bürgerrat soll Bürgerinnen und Bürgern weltweit eine Plattform bieten, um ihre Perspektiven zu den klimapolitischen Herausforderungen einzubringen. Es ist geplant, einen globalen “Kern-Rat” einzuberufen, der sich aus 300 Personen zusammensetzt, die “durch eine allgemeine Lotterie ausgewählt werden und demografisch repräsentativ für die Weltbevölkerung sind”. Darüber hinaus soll eine “große Anzahl kleinerer lokaler Beratungen” durch zusätzliche “Gemeinschaftsversammlungen” ermöglicht werden.
Globaler Bürgerrat soll durch lokale Versammlungen ergänzt werden
“Jeder, egal wo, wird eingeladen, eine Gemeinschaftsversammlung zu leiten”, erklärte der CEO der Iswe Foundation, Rich Wilson. Die Absicht besteht darin, bis 2030 “über zehn Millionen Menschen” zu erreichen. Der Prozess soll also über die COP30 hinausgehen, und die neue Koalition setzt sich dafür ein, die Global Citizens’ Assembly zu einem ständigen Gremium zu machen.
Die brasilianische Vizeministerin für Klimawandel, Ana Toni, betonte, dass der Rat wichtig sei, damit die politischen Entscheidungsträgerinnen und -träger hören, was die Menschen in der Klimapolitik wollen und “die Umsetzung zu beschleunigen”. Abdullah Mokssit, der Sekretär des Weltklimarates, der die weltweiten wissenschaftlichen Erkenntnisse auf diesem Gebiet sammelt, stimmte dem zu und stellte fest, dass der Bürgerrat dazu beitragen könne, dass die Klimaforschung auch umgesetzt werde.
Die Initiative bietet einen neuen Weg für das öffentliche Engagement, um die Kluft zwischen hochrangigen Klimaverhandlungen und den Stimmen der Basis zu überbrücken, die bei diesen Dialogen oft außen vor bleiben. Zu den Zielen der Initiative gehören die Unterstützung von Lösungen auf allen Ebenen, die von der Gemeinschaft getragen werden, sowie die Förderung der bürgerlichen Verantwortung und Bildung, insbesondere in Regionen, die am stärksten von den Klimakrisen betroffen sind.
Im Jahr 2021 wurde ein erster globale Bürgerrat von der Zivilgesellschaft parallel zur COP26 in Glasgow, Großbritannien, organisiert. Damals sagte UN-Generalsekretär Antonio Guterres, dass dies “ein praktischer Weg” sei, “um zu zeigen, wie wir durch Solidarität und die Macht der Menschen das Handeln beschleunigen können”.
Das neue Projekt profitiert laut Iswe Foundation von einer Evaluierung der COP26-bezogenen Versammlung, der Entwicklung einer neuen digitalen Infrastruktur, koordinierter globaler Forschung und der fortlaufenden Zusammenarbeit “mit UN-Mitgliedstaaten, UN-Gremien, Unternehmen und zivilgesellschaftlichen Organisationen” seither.
Offener Brief von über 150 Gruppen unterstützt
Im Vorfeld des UN-Zukunftsgipfels am 22. und 23. September haben über 160 zivilgesellschaftliche Organisationen und Netzwerke aus der ganzen Welt einen offenen Brief an die UN-Mitgliedstaaten veröffentlicht, in dem sie diese auffordern, “vier prioritäre Maßnahmen” im Bereich der inklusiven Global Governance umzusetzen. Eine davon war “ein ständiger globaler Bürgerrat, der normalen Bürgerinnen und Bürgern, die durch eine öffentliche Lotterie ausgewählt werden, um die Weltbevölkerung zu repräsentieren, eine Mitsprache bei dringenden globalen Herausforderungen geben würde.”
Der offene Brief wurde von Democracy Without Borders, Democracy International und der Iswe Foundation initiiert. Als weitere Maßnahmen wurden die Einrichtung einer Parlamentarischen Versammlung bei den Vereinten Nationen, einer UN-Weltbürgerinitiative und eines UN-Beauftragten für die Zivilgesellschaft genannt.
Eine kürzlich durchgeführte Umfrage in 22 Ländern hat ergeben, dass es in der Bevölkerung eine starke Nachfrage nach “Bürgerbeteiligung an der globalen Governance” gibt, insbesondere durch Bürgerräte und eine Parlamentarische Versammlung.